Willst du mit mir gehen?
[ ] Nein
[ ] Nein
[ ] Vielleicht, aber eher nein
(Gastbeitrag)
Hier also sitze ich: 23 Jahre alt, blond, schlank, durchschnittlich attraktiv, aber
durchaus ziemlich cool. Mein Anspruch an die Männer, an einen Partner, der
mir zur Seite steht? Ein Puls. Er sollte einen Puls haben.
Um euch zu erklären, wie es soweit kommen konnte, muss ich gaaaaanz
schön weit ausholen.
Vor 5 Jahren verließ ich mein heimatliches und recht überschaubares
Territorium und machte mich auf in Richtung Großstadt. Neue Leute, neue
Orte, tausend Möglichkeiten, vom Tellerwäscher zum Millionär, die Stadt, die
niemals schläft … Gut, Sydney oder New York wurde es dann doch nicht,
dafür aber München. Dachte mir so „hey, eigentlich ganz gute Lösung. Halb
Dorf, halb Stadt und – Gott sei Dank – immer noch Bayern“.
Immer schon bekannt dafür, die Lauteste der Gruppe zu sein und immer
wanna-be wichtig an jeder Ecke jeden begrüßen, weil man ja schließlich jeden
kennt, dachte ich mir, so eine neue Stadt ist nach 18 Jahren Kleinstadt- und
Dorfleben genau das richtige. Wird bestimmt alles easy, mit vielen coolen,
neuen Leuten.
Wenig später kam das böse Erwachen. Meine unbesorgte Schulzeit war nach
der 12. Klasse vorbei, meine Kommilitonen an der Privat-Uni mit Vorlesungen
nur am Wochenende waren gnadenlose Vollidioten oder Preißn und meine
Arbeitskollegin an meinem Ausbildungsplatz, zu dem ich mein
berufsbegleitendes Studium absolvierte, vermutlich der Teufel
höchstpersönlich. Sie trug zwar (noch) nicht Prada, dafür aber Michael Kors
und zeigte mir ab Tag 1, dass ich in ihr wohl keine Freundin finden würde.
Ich schwör bei Gott, ich dachte nie, dass es mir jemals so gehen würde, aber
es war schwerer als gedacht hier Anschluss zu finden.
Möglichkeit 1, um in München Freunde zu finden: Kontakte bei der Arbeit. Der
Teufel war schon mal keine Option. Die unzähligen jungen Leute, denen ich
täglich bei meinen Events über den Weg laufe? Die Kellner, die Barkeeper?
Sehen in mir den Feind. Schließlich bin ich ja diejenige, die sie beauftragt.
Sozusagen, irgendwie, ihr Kunde und sozusagen, irgendwie, ihr Chef. Okay,
das wird schon mal nichts.
Möglichkeit 2, um in München Freunde zu finden: das Weggehen. Leider
musste ich feststellen, dass man in München scheinbar nicht ausgeht, um
Spaß zu haben. Und – Gott bewahre! – schon gar nicht, um neue Leute
kennenzulernen.
Justus, Konstantin und Ludwig von Schießmichtot bleiben in
der Tat gerne unter sich. Und wenn dann doch mal jemand mit dir spricht ist in
90% der Fälle ihr zweiter Satz etwas wie „Sprichst du etwa Dialekt“ oder –
mein persönlicher Favorit – „Dialekt zu sprechen zeugt meiner Meinung nach
von niederem Intellekt“. Meine erste Reaktion darauf war eigentlich, ihm die
Nase zu brechen.
Nach einem recht trostlosen, aber arbeitsreichen Jahr hab ich dann – man
glaubt es nicht – doch noch irgendwann Freunde gefunden, nicht viele, nur
eine Hand voll, aber das reicht. Qualität geht ja bekanntlich vor Quantität.
Fortsetzung folgt …
xx, MARY ME